Stadtpfarrkirche Küstrin an der Oder

Stadtpfarrkirche Küstrin an der Oder Verifiziert

römisch-katholisch, später lutherisch

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Beschreibung

Stadtpfarrkirche Küstrin

Die Stadtpfarrkirche von Küstrin war das älteste Gebäude der Altstadt und wurde erstmals 1396 urkundlich erwähnt. Leider wurde sie, wie der Rest der Altstadt, im März 1945 durch die Bombardierung durch die Rote Armee zerstört und später abgeräumt. Die diagonale Lage in einer ansonsten rechtwinklig angelegten Stadt und die Verwendung von Feldstein beim Kirchturm sind zwei deutliche Hinweise auf das Alter der Kirche. Letzteres ist freilich erst nach der Zerstörung sichtbar

Vorgeschichte bis zum 16. Jh.

Die Oderinsel wird schon sehr früh befestigt, wahrscheinlich mit einen Burgwall (10. Jh.) im Grenzbereich der Polanen und Pomoranen. 1232 folgt die erstmalige urkundliche Erwähnung als Ort. Herzog Władysław Odon von Großpolen übergibt die bestehende Befestigung an die Tempelritter mit den Auftrag ein Forum (Markt) nach deutschem Recht zu errichten. 1261 erfolgt bei der Übergabe an die Mark Brandenburg die Erwähnung als Stadt. Diese entwickelt sich in den folgenden Jahrhunderten rapide. Albrecht lll. von Brandenburg verleiht ihr 1300 das Magdeburger Stadtrecht. Die Herren von Wedel verwalten Küstrin ab 1328 als Lehen, erhalten von Kaiser Ludwig lV. (der Bayer). 1364 ist die erste  Abbildung eines Stadtwappens überliefert. Am 13.09.1396 wird die damalige Marienkirche erstmals wegen einer Altarstiftung urkundlich erwähnt. Nach mehreren Besitzerwechseln besitzt der Johanniterorden im 15. Jh., jedoch nur kurz, die Stadt. Diese errichten ein erste Brücke und eine Burg, das „Alte Haus“. 1442-50 kommt der Deutsche Orden zum Zug. Das „Alte Haus“ wird abgerissen und durch eine Kastellburg ersetzt. In diesem Zuge sollte auch die Marienkirche abgerissen und woanders wieder aufgebaut werden, was jedoch nicht umgesetzt wird. 1455 kauft Kurfürst Friedrich ll. die Stadt, die damit endgültig brandenburgisch wird. Nach dessen Tod 1535 wird das Kurfürstentum zwischen den beiden Söhnen geteilt. Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin (Hans von Küstrin) erbt die Neumark östlich der Oder und schlesisch-lausitzischen Gebiete. Er erhebt Küstrin zur Residenzstadt. In seinem Auftrag wird die Stadt vom Reißbrett aus bis 1568 im italienischen Stil zur Festungsstadt umgebaut, zuerst durch Francesco Chiaramella und später Rochus Graf zu Lynar (Zitadelle Spandau). Diese Strukturen sind bis heute im Grundriss der Altstadt erhalten geblieben.

Konfession

Zuerst als römisch-katholische Marienkirche erbaut, erfolgte 1538 durch die Einführung der Reformation die Umbenennung in Stadtpfarr- oder Parochialkirche. Sie hieß im Volksmund jedoch weiter Marienkirche.

Baugeschichte

Die Kirche wird erstmals am 13.09.1396 zur Stiftung eines Altars urkundlich erwähnt. Sie ist wahrscheinlich älter, wurde aber sicher erst deutscher Herrschaft erbaut. 1446 droht der Abriss durch den Deutschen Orden zur Sicherheit der Kastellburg, was jedoch nicht geschieht. 1491 zerstört ein Stadtbrand die Kirche, die notdürftig wiederaufgebaut. Sie bleibt während der nächsten Jahre ohne Turm. Die Kirche besitzt noch einen Friedhof und hat einen Verbindungsbau zum Pfarrhaus. Es werden folgende Altäre genannt: Kalands- oder Elenden-Altar, Frühmesse- bzw. Heiliger Kreuzaltar, St. Maria Magdalenen-Altar und Rosenkranz-Altar. Im 16. Jh. wird sie 1538 lutherisch und 1553 bis 1568 erfolgt der Wiederaufbau im gotischen Stil. Aus dieser Zeit ist folgende Beschreibung erhalten:

Die Kirche war durchaus massiv von Backsteinen erbaut; ihr Gewölbe ruhte auf 10 starken, gemauerten Pfeilern, von welchen 5 auf jeder Seite standen. An dem Mittelpfeiler der Nordseite befand sich die Kanzel; ihr gegenüber lag auf der Seite zu dem Schlosse zu der Kirchenstuhl des Markgrafen auf einer Empore. Die Decke des Letzteren wies viele allegorische Darstellungen auf; die Gestalten des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung, der Beständigkeit und der Andacht waren hier in schönen Malereien angebracht.; nach dem Kirchenschiffe zu aber war diese Loggia durch das kurfürstliche Wappen und einen lang herabhängenden Scharlachvorhang abgeschlossen. Die Kanzel war eine reich vergoldete Holzbildhauer-Arbeit; an ihrer Brüstung befanden sich die zwölf Apostel mit den vier Evanglisten; der Schalldeckel aber trug vorn in einer Glorie die Gestalt des auferstandenen Fürsten des Lebens mit der kreuzgeschmückten Siegesfahne. Dann spitzte sich das Werk gleich einem durchbrochen gothischen Thurme allmählig nach oben zu; der oberste Knauf trug einen seine Jungen mit dem Herzblute labenden Pelikan, das uralte Symbol der Erlösung, in vergoldetem Neste. Über dem Prediger schwebte die Taubengestalt des heiligen Geistes, unaufhörlich sich bewegend; hinter ihm lag auf goldener Schüssel das bereits oben erwähnte, blutende Haupt Johannes des Täufers.

1562 standen unter dem Weiße Hochaltar aus der Zeit des Kurfürsten Joachim Friedrich (1598-1608) lebensgroße, marmorne Statuen des knienden Markgraf Hans samt seiner Frau und den beiden Töchtern Elisabeth und Katharina. 1655 reißt ein Sturm die Turmspitze herunter, die jedoch erst 1658 wieder neu errichtet wird. Das 18. Jh. ist durch rege Bautätigkeit und -pfusch gekennzeichnet. 1723 wird eine Turmuhr installiert. 1758 belagern die Russen die Stadt im Siebenjährigen Krieg, was in der Zerstörung der Stadt endet. Erst ab 1768 erfolgt der Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude, auch der Kirche. Dabei werden die Ruinenreste genutzt, was noch schwere Folgen haben wird. Jedenfalls wird der Neubau 1770 eingeweiht, aber schon 1779 wieder geschlossen. Grund sind schwere Baumängel wegen dem bereits beschädigten Mauerwerk, das Dach ist zu schwer! Daher wird das Dach abgetragen, der Turm bleibt jedoch erhalten. Die Verhandlungen mit dem verständlicherweise irritierten König für den erneuten Bau ziehen sich bis 1784 hin. 1787 kann die Kirche endlich die erneut eingeweiht werden. Die Franzosen besetzen 1806 Küstrin und wandeln die Kirche in ein Stroh- und Heumagazin um. Sie kann erst wieder ab 1815 als Kirche genutzt werden. 1896 wird sie renoviert. 1939 werden zwei Gutachten für die erneut baufällige Kirche erstellt. Diese wird jedoch 1940 bis nach dem Kriegsende verschoben… Heute sind nur noch die Grundmauern zu sehen. Die Ziegelmauern des Kirchenschiffes wurden abgeräumt und für den Wiederaufbau Warschaus genutzt. Die Feldsteine des Turm wurden jedoch ein paar Meter weiter aufgehäuft. An einer Seite kann man eine regelrecht abgeplatzte Schicht Ziegelsteine sehen.

Markgräfliche Gruft

Ein wichtiger Bestandteil der Stadtpfarrkirche war die Gruft des Markgraf Hans von Küstrin. Er ließ diese ab 1555 unter dem Altar anlegen und wurde darin am 1. Februar 1571 beigesetzt. Die Gruft war mit

“Solus spes mea Christus”

(Christus allein, soll meine Hoffnung sein) überschrieben und beinhaltete einen schlichten Zinnsarg mit einem Kreuz drauf. Eine Messingtafel enthielt folgenden Text:

Johannes, Markgraf von Brandenburg, ein Sohn Markgraf Joachims, dieses Namens des Ersten, Kurfürsten zu Brandenburg u.s.w., hat durch Gottes Providence im Jahre nach Christi Geburt 1536 angefangen, die reine Lehre des heiligen Evangelii und Wortes Gottes Inhalts der Augsburgischen Confession nach prophetischer und apostolischer Schrift allhier zu Cüstrin und folgends durchs ganze Fürstenthum der Neumark und in anderen seinen Herrschaften und Landen öffentlich lehren zu lassen, und ist ob solchem Bekenntnisse aus Gnaden des Allmächtigen beständig geblieben und hat durch deselbigen Hülfe die Seinigen dabei erhalten. M.D.L.V. (1555) Sulus spes mea Christus. Amen.

Später werden hier auch seine Frau Katharina 1574, Markgraf Friedrich (Johannitermeister von Sonnenburg, Sohn von Kurfürst Johann Georg) 1611 und Markgraf Georg Albrecht (Bruder von Markgraf Friedrich) 1615 beigesetzt. 1813 öffnen die Franzosen die Gruft, danach gerät diese in Vergessenheit. 1880 wird auf Anfrage von Kronprinz Friedrich Wilhelm danach gesucht und wiederhergestellt.

Quellen

Wikipedia Kostrzyn nad Odrą

https://de.wikipedia.org/wiki/Kostrzyn_nad_Odr%C4%85

Die römisch-katholische Gemeinde

https://www.cuestrin.de/religion-kirche-synagoge/roemisch-katholische-gemeinde-kuestrin.html

Die Schlosskirchengemeinde

https://www.cuestrin.de/religion-kirche-synagoge/reformierte-schlosskirchengemeinde-kuestrin.html

Bilder

(a)   Spezial: Die Küstriner Kirchen

https://www.cuestrin.de/fotos-von-kuestrin/historische-bilder/category/41-kirchen-in-kuestrin.html

(b)   Sammlung Andy Steinhauf

https://www.cuestrin.de/fotos-von-kuestrin/historische-bilder/category/2-altstadt.html

(c)    Ansicht der preußischen Festungsstadt Küstrin mit dem kurbrandenburgischen Residenzschloss, Matthäus Merian, 1652

https://de.wikipedia.org/wiki/Kostrzyn_nad_Odr%C4%85#/media/Datei:Kostrzyn_Merian_1652.jpg

(d)   Eigenes Foto

Zusatzinformationen

teilweise Barrierefrei
Parkplatz
Führungen möglich